Hohe Materialpreise und teure und ausgebuchte Handwerker tun ihr Übriges, um ein ohnehin vernachlässigtes Problem weiter zu verschärfen: den Instandhaltungsstau, der in vielen Immobilienbeständen schlummert. Mit Kreativität und einem geeigneten digitalen Werkzeug, das das Potential der Mieter nutzen hilft, lassen sich die „Sanierungsschulden“ systematisch abbauen.
Die Realität in vielen Immobilienbeständen: Sanierungsbedarf fällt erst anläßlich einer Wohnungsübergabe, Beschwerde oder eines Schadens auf. Es gibt keine laufende und anlasslose Suche nach Sanierungsthemen. Sind Probleme bekannt, wird verschoben: zu kurzfristig; Mitarbeiter sind gerade von anderen Dingen absorbiert; wegen Vermeidung von Leerstand soll es mit der Neuvermietung schnell gehen; das Sanierungs-Budget ist bereits ausgeschöpft etc.
Diese Praxis bringt Probleme mit sich:
Ohne aktive, regelmäßige Suche nach Sanierungsthemen wird sich ein Sanierungsstau nicht vermeiden lassen. Jedoch läßt sich der Aufwand, den man damit hat, erheblich reduzieren, wenn der Mieter in die Suche mit einbezogen wird.
Der Mieter hat an zwei Stellen einen Vorsprung gegenüber der Immobilienverwaltung:
Diese Kombination aus Anwesenheit und Betroffenheit machen den Mieter zu einem wertvollen Mitarbeiter! Das Ziel besteht darin, den Mieter dazu anregen, Mängel auch dann mitzuteilen, wenn sie ihn (im Moment noch) gar nicht stören, und zwar garniert mit relevanten Details und ggf. Fotomaterial – jeder vom Mieter bereits gut dokumentierte Mangel spart Zeit, dies selbst zu tun!
Die Einbeziehung der Mieter zur Aufdeckung von Instandhaltungs-Versäumnissen ist in Beständen sinnvoll, die im Großen und Ganzen in Ordnung sind. Ist eine Sanierung von Grund auf erforderlich oder der Stau an Kleinigkeiten enorm, bringen die Mieter nicht die nötigen umfassenden und kundigen Informationen bei. Hier empfiehlt sich eine Objektanalyse durch den Experten.
Im Rahmen eines aktiven Prozesses zum Abbau des Sanierungsstaus nimmt der Mieter nicht nur der Immobilienverwaltung Arbeit ab, sondern bekommt auch etwas zurück. Self Service bedeutet ja zugleich, daß es dem Mieter erleichtert wird, einen Mangel zu melden, und daß er diesen schneller und mit weniger Hin und Her beseitigt bekommt. Der Mieter hat zurecht das Gefühl, daß er mit dem Vermieter kommuniziert, seine Sorgen und Nöte ernst genommen werden und in Handlungen münden. Man kümmert sich um ihn.
Nicht zuletzt wird so laufend die Mängelliste für das Auszugsprotokoll aktualisiert und Konfliktpotential darüber, wer einen Mangel zu verantworten hat, schon bei Auftreten des Problem angegangen.
Man kann mehr tun, als den Mieter bei Gelegenheit zu fragen, ob ihm etwas aufgefallen ist. Lediglich regelmäßig allen Mietern mitzuteilen, daß man sich über Informationen über und Fotos von möglichen Sanierungsthemen freuen würde, endet im Chaos mit entnervten Mitarbeitern und frustrierten Mietern.
Je nach Immobilienbestand und Mieterschaft empfehlen sich unterschiedliche Initiativen:
Mit dem Anstoßen eines Prozesses ist die Mitwirkung des Mieters aber noch nicht zuende: Terminkoordination und Erfolgskontrolle können ebenfalls mit Self Service besser und schneller gelingen.
Eine kleine, aber bereits sehr effektive digitale Lösung für Mieter-Self-Service zum Abbau des Sanierungsstaus ist ein Web-Formular, in das Mieter einen Mängelbericht eintragen können. Die Immobilienverwaltung kann per Email oder Messenger den Link zum Formular verschicken, und schon fließt die Information. Bleibt es beim Formular, kommt in der Immobilienverwaltung leider nur unstrukturiert Information an, und der weitere Prozess-Ablauf mit Email, Messenger oder Telefon muß manuell strukturiert werden, sprich ist in der Praxis uneinheitlich und fehlerbehaftet.
Dieses Problem läßt sich vermeiden, wenn auch der weitere Ablauf programmatisch erfolgt. Eine kleine App für diesen Teilprozess der Interaktion zwischen Mietverwaltung und Mieter, bei der ein ganz eng umgrenztes Problem der Mietverwaltung angegangen wird, kann den gesamten Prozess einschließlich der Kommunikation mit der Immobilienverwaltung digital abbilden.
Bleibt noch die Frage, wie die Mieter- und Mietobjekts-Stammdaten in die App hineinkommen. Je nach Umfang lohnt es sich, hier statt eines initialen Imports z.B. von Excel oder gar einer manuellen Einpflege eine Integration mit dem bestehenden ERP per Programmierschnittstelle (API) vorzunehmen.
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